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Hybrid: Krankenakten des Kinderasyls Bad Wörishofen
Rückblick
Sabine Scheller stellte die Krankenakten des Kneipp’schen Kinderasyls in Wörishofen vor, die den Zeitraum von 1891 bis 1927 umfassen. Diese wurden von einem BLF-Team (Sabine Scheller, Margret Ottner, Daniela Hölzle, Marianne Schrag und Anton Zott) und zwei Studentinnen (sie schreiben ihre Bachelorarbeit über diese Akten) in zwei Tagen gescannt. Zunächst sprach sie über Pfarrer Kneipp, der 1855 nach Wörishofen kam. Nachdem er ein Buch über Wasseranwendungen gelesen hatte, er diese bei seiner Tuberkuloseerkrankung selbst anwendete und gesundete, wurden Wasseranwendungen zu seinem täglichen Ritual. Die Erfolge der Therapie wurde nach und nach bekannter und so kamen immer mehr Gäste nach Wörishofen, um sich kurieren zu lassen. Das Kinderasyl wurde 1891 gegründet, bot 200 Betten und Kinder aus ganz Europa kamen für einige Tage, meist mehrere Monate oder auch Jahre (11 Jahre ist der Rekord) nach Wörishofen. Die meisten Kinder kamen mit Erkrankungen wie: Tuberkulose (Lungen-, Knochen- oder Hauttuberkulose), Poliomyelitis (Kinderlähmung), Scrofulose (Hauttuberkulose, aber auch Ekzeme, die sich entzündeten2und eiterten, bis zu Fisteln), Rachitis (Englische Krankheit), Epilepsie (Krampfanfälle), Blutarmut, körperliche Schwäche oder einfach zur Kräftigung. Was steht in diesen Krankenakte (26 dicke Bücher, ca. 13.500 handgeschriebene Seiten mit unterschiedlichen Handschriften auf einer Seite? Sie enthalten die Daten des Kindes mit Foto, den Namen der Eltern, Angaben über Geschwister, die Vorgeschichte, den Untersuchungsbefund, die Aufenthaltsdauer und den Heilungserfolg.
Frau Scheller stellte einige Fälle vor:
Leopold Frank aus Mariataferl, Oestereich: Blind, Taubstumm, konnte nicht gehen, war gänzlich heruntergekommen. Nach einem Monat stellte sich das Gehör ein, gehen konnte er nach 2 ½ Monaten. „Cataracta duplex“; Sprache noch nicht vorhanden. Therapie: Wasser tauchen, Halbbad, Handbad.
Max Körner aus Bamberg, Oberfranken: Entwicklungshemmung. Das Kind zeigt bei geringer geistiger Entwicklung auch körperliche Entwicklungsstörungen. Sprache auch gehemmt, leichter Strabismus; Stehen möglich, wenn er an der Hand gehalten wird. Ekzematöse Entzündung des Naseninnern und der Oberlippe.
August Mayer: 9 Jahre alt, aus Winterstettenstadt: Anämie, Defekt eines Stückes des linken Scheitelbeines. Beide Eltern an Schwindsucht gestorben, drei Geschwister leben und sind gesund. Als Kind hatte er die englische Krankheit, vor zwei Jahren Diphterie. Im Mai 1898 wurde er von einem Postwagen überfahren, so dass die Hirnschale eingeschlagen wurde u. ein Teil des Gehirns herausfloß; der Knochen wurde entfernt, die Kopfhaut heilte darüber, die Stelle eiterte jedoch hin u. wieder. Pat(ient) ist von Kindheit an schwerhörig und hat von Zeit zu Zeit am Ohrenfluß gelitten. Schwächlicher Knabe; entsprechend der Stelle des linken Scheitelbeines ein ungefähr Dreimarkstück großer defekt des Schädelknochens unter der Kopfschwarte, welche an dieser Stelle eine Narbe aufweist, fühlt der tastende Finger das Gehirn pulsieren. Hörfähigkeit herabgesetzt, Gesichtsfarbe blaß, Muskulatur schwach entwickelt. Nach 44 Tagen war eine Besserung des Allgemeinbefindens festgestellt.
Zuletzt ging es um eine junge Frau: Aloisia Widmar Cernausek, 16 Jahre aus Kroatien, chronische Kniegelenksentzündung:Vater an Lungenleiden verstorben, Mutter ist gesund; Pat(ientin) will in ihrer Jugend nie ernstlich krank gewesen sein. Menses seit 4 Jahren immer mit heftigen krampfartigen Schmerzen verbunden. Vor 2 Jahren Rippenfellentzündung links, woran sie 1 ½ Monat zu Bett lag, seit vier Jahren sehr blutarm, zeitweise soll in der linken Brustseite auch Stechen auftreten. Am 25. April d. J. stellten sich ohne irgendwelche Ursache Schmerzen im linken Knie ein, dasselbe schwoll an, die Beweglichkeit wurde schmerzhaft. Es wurde verordnet: Bettruhe und Umschläge, wundnah Einreiben, innerlich Medizin (F?), schließlich wurde ein Gypsverband angelegt, welcher ungefähr 4 Monate unaufgeschnitten liegen blieb. Der Zustand besserte sich danach nicht, es trat völlige Bewegungsunfähigkeit ein, starke Schmerzen, so daß sich die Eltern entschlossen, das Kind nach Wörishofen zu schicken. Mittelkräftig leidlich genährtes, sehr blutarmes Mädchen, sichtbare Schleimhäute sowie die Hautfarbe sehr blaß. An den Brustorganen keine Krankhaften Veränderungen, Appetit schlecht, Stuhl angehalten.Linkes Bein im Knie unbeweglich, wenig gerötet, beim geringsten Druck stark schmerzhaft, auch in der Ruhe schmerzhaft, beim Witterungswechsel traten die Schmerzen besonders auf. Umfang des linken Knies über der Patella gemessen 48 cm. Umfang des rechten Knies über der Patella 34 ½ cm. Jegliche Bewegung im li. Knie unmöglich; Pat. wurde in die Anstalt getragen. Muskulatur des linken Beines in gewissem Grade atrophisch.Behandlung: Bettruhe, Schneewickel die ersten acht Tage, daneben Knie- u. Schenkelgüsse. Nach dem Verlauf der ersten acht Tage Heublumenwickel u. Güsse.Pat. benutzt heute beim Verlassen des Aufenthaltes das linke Bein gerade so wie das rechte, der Umfang des linken Beines über das Kniegelenk gemessen beträgt 34 ½ cm gerade wie beim rechten. Sie hat weder Schmerzen noch zeigt sie Ermüdung im linken Knie. Die Beweglichkeit im linken Knie ist vollkommen normal wie im rechten. Die Schmerzen zur Zeit der Periode sind auch verschwunden, Appetit ist gut, keine Schmerzen an der Brust. Pat. hat 4 kg. an Gewicht zugenommen. War 288 Tage stationär in Wörishofen.
Allgemeine Zusammenfassung
Man findet zahlreiche tragische Fälle, die meisten Kinder wurden als gebessert entlassen, es gab aber auch Sterbefälle oder Kinder, die unverändert nach Hause reisten.
Herr Wegele dankte Frau Scheller für den interessanten Vortrag, durch ihren Beruf (Kinderkrankenschwester) konnte sie die Erkrankungen und Auswirkungen gut erklären.
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Niederbayern Präsenz-Stammtisch: Die Dorfpfarrer des 19. Jahrhunderts in Altbayern
Die Dorfpfarrer waren einst nicht nur Seelsorger, also zuständig für Gottesdienste, Sakramente und Religionsunterricht, sondern oft auch Ökonomen eines großen Pfarrhofes, den sie vorbildlich führten. Im Auftrag des Königs, der 1802 in Bayern die allgemeine Schulpflicht einführte, war jeder Pfarrer zugleich der lokale Schulinspektor und Förderer der Volksschule (vergleichbar einem Schulrat heute). Er war außerdem der Vorsitzende des örtlichen Armenrates, einem Vorläufer des Sozialamtes.
Das Konzil von Trient (1545-63) verpflichtete jeden Pfarrer, alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen in den Matrikelbüchern einzutragen. Jeder Genealoge schätzt diese Kirchenbücher sehr hoch ein, da die Eintragungen der kommunalen Standesämter erst im 19.Jahrhundert beginnen. Sehr oft verfassten die Pfarrer eine örtliche Chronik und förderten das Wissen um die Lokalgeschichte.
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Augsburg: Bibliotheksöffnung und Workshop 14 - 17 Uhr
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München: Vom Moor zur ersten evangelischen Gemeinde auf dem oberbayerischen Land - Großkarolinenfeld
In Großkarolinenfeld begann die Geschichte der Evangelischen in Oberbayern. 1802 kamen Pfälzer in diese Gegend. Sie gründeten eine Gemeinde und bauten ein Pfarr- und Schulhaus.1822 wurde die Karolinenkirche als erste evangelische Kirche Altbayerns errichtet, benannt nach der ersten bayerischen Königin Caroline. Johann Wernberger schildert den Mut der ersten Siedler, die Toleranz, für die König Max Joseph und seine Frau Caroline standen, und nicht zuletzt die Ökumene, die diesen Ort von Beginn an prägten.
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