Josef Auer hat in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Traditionsverein Wolfsbuch in zwei Bänden die Ortschronik und das Ortsfamilienbuch von Wolfsbuch (Beilngries) erstellt. Er wird uns in seinem Vortrag erläutern, wie es zu der Chronik kam, welche Quellen durchgearbeitet wurden, welche Probleme und Überraschungen auftauchten und wie schließlich die Drucklegung erfolgte.
Am Samstag, 16.09.2023, findet der diesjährige Ausflug der Bezirksgruppe Niederbayern in das Museum „Der neue Geschichtsboden“, Ziegeleistraße 15, 84172 Vatersdorf (bei Buch am Erlbach) statt.
Am Vormittag haben wir die Möglichkeit, den Betrieb der Firma Leipfinger-Bader, eine der modernsten Ziegeleien Europas, zu besichtigen. Nach dem Mittagessen werden wir von Hans Schneider durch das Museum „Der neue Geschichtsboden“ geführt.
Fast sein ganzes Leben lang hat Hans Schneider Menschen als Gastwirt in Buch am Erlbach im Landkreis Landshut versorgt. Darüber hinaus hat der 80-Jährige aber auch über Jahrzehnte die Dorfgeschichte erforscht und mit seiner Arbeit sogar die Fachwelt überrascht. Mit finanzieller Unterstützung eines örtlichen Unternehmens ist daraus jetzt in Vatersdorf ein neuartiges, bundesweit beachtetes Museum entstanden, in dem es jetzt sogar eine "Zeitmaschine" gibt. Hans Schneider, wie erwähnt eigentlich Gastwirt, hat das neuartige Heimatmuseum erst ermöglicht. Seit Jahrzehnten forscht und sammelt er wie besessen an der Dorfgeschichte von Buch. Und seine Erkenntnis ist: Der Mensch vernichtet und fängt dann immer wieder von vorne an. Das ziehe sich durch die ganze Geschichte und zeige auch die Dorfgeschichte von Buch am Erlbach.
Wer sich in Bayern mit Familienforschung "auf dem Land", d. h. mit bäuerlichen Vorfahren, beschäftigt, kennt aller Wahrscheinlichkeit nach den Historischen Atlas Bayern (HAB) als unverzichtbares Nachschlagewerk. Der erste Band des HAB erschien 1950 und derzeit sind nach mehr als 70 Jahren noch einige Bände in Arbeit oder geplant. Für jeden Band wird eine sogenannte Konskription um die Mitte des 18. Jahrhunderts, quasi eine Vorstufe des späteren Katasters, ausgewertet und die gefundenen Anwesen werden zusammen mit ihrem Hoffuß, der jeweiligen Grundherrschaft sowie weiteren Informationen aufgelistet.
Der HAB enthält also gewissermaßen einen "Schnappschuss" des ländlichen Besitzes in Bayern um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Es fehlen aber wichtige weitere Informationen: wo genau liegt das Anwesen? Diese sogenannte Geolokalisierung, eine Abbildung des Anwesens in Karten, wurde erst mit der Uraufnahme ab 1808 möglich und angegangen. Wie entwickelte sich das Anwesen über die Zeit, wer waren seine Besitzer und Grundherren? Wer waren die Familien der Besitzer und wie waren diese Familien untereinander vernetzt? Schließlich sind ja nach einer alten Familienforscher-Weisheit alle Bauern miteinander verwandt …
Der Vortrag zeigt am Beispiel des alten Landgerichts Griesbach, wie sich klassische Familienforschung, die zunächst auf die persönlichen Vorfahren fokussiert, überführen lässt in Hof- und Regionalforschung, welche dem HAB die fehlenden Dimensionen hinzu fügt. Wir erhalten auf diesem Weg gewissermaßen einen "HAB in 3D" als typisches Beispiel für „Citizen Science“.
Im Oberdonaukreis (in etwa dem heutigen Regierungsbezirk Schwaben entsprechend) haben sich eine Reihe von Gedenktafeln für die im „Felde Gebliebenen, Ausgezeichneten und Freiwilligen“ aus den Jahren 1805 bis 1815 erhalten, die für den Raum Nordschwaben von der Historikerin Gudrun Reißer erfasst und ausgewertet werden. Doch wie zuverlässig ist deren Aussagekraft hinsichtlich von Anspruch und Wirklichkeit, zumal die Tafeln erst rund 20 Jahre später in unterschiedlicher Qualität und Ausführung errichtet wurden?
Angeordnet wurden die Tafeln einst von dem bayerischen König Ludwig I. (1786-1868) zum 20. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig. Das Schema der Beschriftung war von den königlichen Behörden vorgegeben. Den Anstoß dafür hatte aber bereits 1830 der Generalkommissär/Regierungspräsident (des Oberdonaukreises) und spätere Innenminister Fürst Ludwig Kraft von Oettingen-Wallerstein gegeben, dessen Bruder sowie ein Neffe in der Schlacht bei Hanau 1813 gefallen sind.
Die „Denktafeln“ sollten das Geschichtsbewusstsein und die vaterländische Gesinnung fördern. Doch wie aussagekräftig sind sie als Quelle für die Geschehnisse der napoleonischen Kriege im politischen Kontext? Wo haben die Soldaten, selbst aus kleinsten Gemeinden konskribiert, im europäischen Kontext gekämpft? Kann man Rückschlüsse auf die Kriegslage und Kriegslast ziehen und was bedeuten die Angaben für die regionale und überregionale Geschichtsforschung?