Topothek - ein Online-Archiv
Bisher stand das Online-Archiv „Topothek“ nur für Gemeinden zur Verfügung. Aber immer mehr Anfragen, die Topothek auch für private Zwecke zu nutzen, hat uns dazu gebracht, sie in einer erschwinglichen Form auch für die Dokumentation der Familiengeschichte zur Verfügung zu stellen. Dazu werden die bekannten Funktionen einer Topothek wie Verschlagwortung, Datierung und Verortung auf der Karte durch eine „private“ Sichtbarkeitsebene ergänzt. So können Sie Inhalte ausschließlich jenen Personen, die Sie dazu berechtigen, wie Ihren Verwandten oder Freunden, zugänglich machen. Oder natürlich auch verdeckt halten oder für alle freischalten.
Herr Magister Alexander Schatek lebt in Wien und startete als Privatmann die Topothek https://www.topothek.at/, um Ordnung in seine Bildersammlung zu bekommen. Inzwischen ist es als „3. Kind“ (neben Matrikula und Monasterium) bei ICARUS aufgenommen worden. Auf breiterer Basis wurde mit den österreichischen Gemeinden Kontakt hergestellt und in Kooperation mit den Schulen (Computer- und Internetkenntnisse) und mit den Senioren (Besitzer alter Bilder incl. der Information, was ist auf dem Bild?, wer sind die Personen?) die ersten Gemeindetopotheken erstellt. Dabei stellte sich heraus, dass die großen Bestände nicht das Problem werden, diese Sammler kommen „von selbst“, allerdings gibt es viele kleine Bestände, deren Besitzer sich der Besonderheit und des Wertes nicht bewusst sind bzw. gar nicht mehr wissen, was so alles im Familienalbum steckt. Der Vorteil des Onlinearchives ist auch die Vernetzbarkeit.
Bei den Bildern wird nach drei Kategorien beschriftet: Topographie (Ort, Straße und Hausnummer), Personen (Namen und Daten) sowie Alltagskultur (Kleidung, Autos). Durch die Vernetzung kann der gesamte Bestand nach Personen oder Straßen durchsucht werden. Die Topothek wird nicht nur mit Bildern und Videos bestückt sondern auch mit Texten, Dokumenten (amtlicher Charakter von Zeugnis bis Ausweis), Objekten (z.B. Münzen), Audiodateien und Personen (z.B. Sterbebilder). Im Feld „Suche“ kann nicht nur nach Namen und Orten gesucht werden, sondern auch nach Begriffen (Pfingsten, Wirtschaft usw.) und auf der Zeitschiene besteht die Möglichkeit den Zeitraum einzuschränken.
Bei der Onlinedemonstration ging der Referent auf das breite Angebot der Suchmöglichkeiten ein. Am Beispiel Prater in Wien führte er die Darstellung der Blickwinkel, die Einblendung von historischen Karten, die Personensuche und Suche nach Inhalten auf den Bildern vor. Hinterlegt ist die Karte von Google (kostenpflichtiger Service, der von Topothek bezahlt wird) somit kann man neben dem alten Straßenbild die heutige Bebauung sehen und der Blickwinkel des historischen Fotos wird aufgezeigt. Nicht vergessen werden darf die rechtliche Seite. Bei den Bildern wird jeweils angegeben, wer das Bild gemacht hat (Urheberrecht, Senioren wissen häufig noch, wer fotografiert hat und geben das Einverständnis), veröffentlicht werden nur Bilder, bei denen die Rechte klar sind.
Aktuell gibt es 120 Gemeinden bei der Topothek mit 180.000 Datensätzen, an denen ca. 800 Topothekare arbeiten. Die Kommune betreibt (rechtliche Seite) und bezahlt das Angebot, die ehrenamtlichen Mitarbeiter füllen die Topothek. Inzwischen gibt es auch zwei Vereinstopotheken (Vereinsgeschichte, alte Bilder), ein Firmenarchiv (langjährige und frühere Mitarbeiter liefern historische Bilder) und zwei Privatarchive.
Die große Frage ist immer, was kostet es? Die Kosten der Topothek entstehen zum Einen durch die Programmierer, die Hard- und Software, Bezahlung von Google sowie die Verwaltungskosten wie Steuerberater. Die Gemeinden zahlen je nach Größe zwischen 47 und 127 Euro/Monat, für Privatpersonen plant man eine Kostenbeteiligung von 85 Euro pro Jahr. Sinn des Projektes ist die zur Verfügungstellung von Kulturgut, Erhaltung von Bildern (häufig landen die Bilder beim Ausräumen einer Wohnung im Papiermüll) und Informationen. Es findet keine Verwertung statt, die Rechte bleiben bei den Personen.
Zuletzt stellte Herr Schatek noch die beiden anderen Projekte von ICARUS vor und verteilte Informationen. Er bat um Unterstützung des Projektes indem Familienforscher, Heimatforscher an die Gemeinden herantreten und die Möglichkeiten der Topothek aufzeigen, welche Bedeutung so eine Sammlung für einen Ort hat. Nach dem Vortrag ging er auf die zahlreichen Fragen ein. Er zeigte die Unterschiede zu Wikipedia auf (mehr Möglichkeiten, mehr Bilder, bessere Verknüpfung damit erfolgreichere Suche durch deutlich mehr Querverweise), die Zusammenarbeit in einer Gemeinde bei der Beschriftung von Bildern (wer weiß, wer das ist?, stärkt die Gemeinschaft) und der breiten „Teilnehmerschaft“ im In- und Ausland, die z.B. Urlaubsbilder liefern und vor allem die Lieferung von Fotos aus dem Ausland, da häufig noch sehr alte Bilder vorhanden sind - Stichwort „Auswanderer“.
Hinweis: siehe auch die Veranstaltung zur Topothek am 17.02.2017 in München.
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