Sterbebilder im Wandel der Zeit und ihre Bedeutung für die Familienforschung

Veranstaltungstermin: 
Donnerstag, 12. November 2015 - 18:00
Referent: 
Elisabeth Weilnböck
Veranstalter: 
BLF-Bezirksgruppe Oberbayern

Wahrscheinlich hat sich der Brauch der Sterbebilder aus den sog. "Totenroteln" entwickelt (im frühen Mittelalter Pergamentrollen zur schriftlichen Weiterleitung der Todesnachricht eines Klosterangehörigen). Die ältesten handgeschriebenen Sterbebilder kommen im 16., die ersten gedruckten Sterbebilder im 17. Jahrhundert jeweils aus den Niederlanden. Sie waren dem Adel und dem Klerus vorbehalten. Durch Einführung des Stahlstichs 1820, der die Anfertigung von Kopien in großer Zahl ermöglichte, und der Schulpflicht (immer mehr Menschen konnten lesen), verbreiteten sich die Sterbebilder über das gesamte katholische Europa bis nach Amerika und Kanada und erreichten um 1830 Bayern.

Sie dienten der Erinnerung an den Toten und dem Gebetsandenken. Ihre Vorderseite schmückte meist ein Heiligenbild. Mit Verwendung des Steindrucks 1870 waren in Bayern bis 1914 starkfarbige, oft auch lackierte Sterbebilder beliebt. Ab 1890 wurden auch in Bayern zunächst meist aufgeklebte Fotos der Verstorbenen auf der Textseite eingefügt, die um 1915 durch das Klischeebild ersetzt wurden. Für die sog. "Gefallenenbilder" im Ersten Weltkrieg mit Ganzportrait des Soldaten wurde das faltbare Doppelblatt eingeführt. Im Zweiten Weltkrieg ersetzten ab 1941/1942 Kriegs- oder nationalistische Symbole und Parolen die religiösen Symbole und Texte. In den ersten Nachkriegsjahren folgten "Notausgaben", teilweise mit der Hand oder Schreibmaschine geschriebene Zettel aus minderwertigem Papier.

Nach 1950 schmückten zunehmend Reproduktionen berühmter Künstler die Vorderseite der Sterbebilder, in den 1970er bis 1990er Jahren vor allem Dürers "Betende Hände", anschließend folgten vermehrt Naturmotive. Zwischen 1880 und 1950 war die Textseite der Sterbebilder sehr mitteilsam. Sie machte u. a. Angaben über den Geburts- und Sterbeort, den Geburtsnamen, den Familien- und Gesellschaftsstand, den Hofnamen, das genaue Alter, die Dauer der Leidenszeit, den Empfang der Sterbesakramente sowie über erworbene Orden oder Ehrenzeichen. In der Folgezeit reduzierten sich die Angaben immer mehr auf wenige Lebensdaten der verstorbenen Person. In letzter Zeit geht der Trend zum individuellen Sterbebild mit unterschiedlichen Formaten, Bildern aus der Umwelt des Verstorbenen und frei gestalteten Texten. Das Sterbebild wird somit immer mehr zum Erinnerungsbild.

Art der Veranstaltung: 
Vortrag, Referat
Region/zuständiger BLF-Bereich: 
BLF-Bezirksgruppe Oberbayern
Teilnehmerkreis: 
für BLF-Mitglieder; Gäste sind herzlich willkommen
Anmeldung: 
Anmeldung nicht erforderlich