Wer sich in Bayern mit Familienforschung "auf dem Land", d. h. mit bäuerlichen Vorfahren, beschäftigt, kennt nach aller Wahrscheinlichkeit den Historischen Atlas Bayern (HAB) als unverzichtbares Nachschlagewerk. Der erste Band des HAB erschien 1950 und derzeit sind nach mehr als 70 Jahren noch einige Bände in Arbeit oder geplant. Für jeden Band wird eine sogenannte Konskription um die Mitte des 18. Jahrhunderts, quasi eine Vorstufe des späteren Katasters, ausgewertet und die gefundenen Anwesen werden zusammen mit ihrem Hoffuß, der jeweiligen Grundherrschaft sowie weiteren Informationen aufgelistet.
Der HAB enthält also gewissermaßen einen "Schnappschuss" des ländlichen Besitzes in Bayern um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Es fehlen aber wichtige weitere Informationen: wo genau liegt das Anwesen? Diese sogenannte Geolokalisierung, eine Abbildung des Anwesens in Karten, wurde erst mit der Uraufnahme ab 1808 möglich und angegangen. Wie entwickelte sich das Anwesen über die Zeit, wer waren seine Besitzer und Grundherren? Wer waren die Familien der Besitzer und wie waren diese Familien untereinander vernetzt? Schließlich sind ja nach einer alten Familienforscher-Weisheit alle Bauern miteinander verwandt …
Der Vortrag zeigt am Beispiel des alten Landgerichts Griesbach, wie sich klassische Familienforschung, die zunächst auf die persönlichen Vorfahren fokussiert, überführen lässt in Hof- und Regionalforschung, welche dem HAB die fehlenden Dimensionen hinzu fügt. Wir erhalten auf diesem Weg gewissermaßen einen "HAB in 3D" als typisches Beispiel für „Citizen Science“.