2. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 1997 in Weißenburg
Aufgrund des großen Anklanges, den das Familienforschertreffen am 19.10.96 in Oettingen (siehe BFZ Nr. 19) gefunden hat, wurde 1997 ein ähnliches Treffen organisiert.
Der Veranstaltungsort war diesmal die ehemalige Freie Reichsstadt Weißenburg. Am 11.10.1997 trafen sich die Teilnehmer um 10 Uhr im Gasthaus „Goldener Adler“ mitten im Herzen der Altstadt von Weißenburg.
Wie auch im letzten Jahr kamen die meisten Forscher mit dicken Ordnern und Listenausdrucken. Sofort entfachte sich wieder ein reger Austausch von Daten. Auch Tips zu schon vorhandener Fachliteratur und zu aktuellen Veröffentlichungen, sowie zu der Benutzbarkeit von Archivmaterial und Kirchenbüchern machten die Runde.
Besonders einige neue Gäste in unserer Runde (sowohl Forschungsanfänger als auch „Profis“ aus den angrenzenden Gebieten) hatten angeregte Gespräche. Dies führte dazu, daß die Vorstellungsrunde fast vergessen worden wäre und sich teilweise mit dem Mittagessen überschnitt.
Nach dem Essen war als fester Programmpunkt eine Stadtführung mit Herrn Reiner Kammerl vom Stadtarchiv angesetzt. Bei der Führung ging Herr Kammerl auf die Geschichte der ehemals Freien Reichsstadt Weißenburg (Römisches Limeskastell, Alemannensiedlung, Stadtrecht) ein.
Am gotischen Rathaus sagte der Stadtarchivar einiges zum Hexenprozess von Weißenburg von 1590. Dieses Ereignis war für drei Teilnehmer des Treffens besonders interessant, da die damals hingerichtete „Hexe“ Margaretha Seubold zu den eigenen Vorfahren zählt.
Herr Kammerl erklärte, daß der katholische Deutsche Orden im benachbarten Ellingen in dieser Zeit Hunderte von Frauen und Männern wegen Hexerei umbringen ließ und dass es bei den Hexenprozessen immer ein großes Anliegen war, Mittäter aus den Angeklagten „herauszufoltern“. So kam es, dass in den Ellinger Prozessen auch immer wieder Weißenburger Bürger der Hexerei bezichtigt wurden. Der Druck des Deutschen Ordens und der anderen Nachbarn auf Weißenburg wurde so immer größer, so dass der Stadtrat zwei Hauptbeschuldigte inhaftieren und nach Prozessen (die Akten sind im Stadtarchiv noch vorhanden) hinrichten ließ. Die Hinrichtung am 14.12.1590 war noch relativ human, weil die Opfer vor der Verbrennung gehängt wurden. Die Asche wurde danach in die Rezat gestreut. Dass dem Stadtrat von Weißenburg bei der ganzen Sache nicht ganz wohl war, ergibt sich aus den Verhörprotokollen. Hier wurden öfters kritische Anmerkungen eingeflochten. Auch waren die beiden 1590 hingerichteten „Hexen“ die einzigen Opfer. Eine sehr geringe Zahl, vergleicht man hier mit den Hunderten von Toten im benachbarten Ellingen oder anderen Städten.
Die Führung ging Richtung Stadtmauer, wo die Markgrafenfestung Wülzburg auf ihrem hoch über Weißenburg gelegenen Berg zu erkennen ist.
Immer wieder waren beim Rundgang an den alten Bürgerhäusern die Wappen der alten Weißenburger Ratsfamilien zu sehen.
Interessant war für die Teilnehmer auch die Information, dass im Stadtarchiv eine umfangreiche Kartei mit genealogischen Daten der alten Weißenburger Familien lagert.
Die Führung ging an der romantischen Stadtgraben-Partie vorbei zum schmucken Ellinger Tor. Die Baugeschichte der St. Andreaskirche zeigt immer wieder das Wechselspiel zwischen dem Stolz der Weißenburger Bürger und der Finanznot, wurden doch hier immer wieder größere Neubauten begonnen, jedoch dann wegen Geldnot improvisatorisch beendet, was dem Kirchengebäude ein eigentümliches Aussehen verleiht.
Die Stadtführung endete am Römermuseum. Hier wurde der Gruppe die Vor- und Frühgeschichte der Stadt erläutert. Der Schwerpunkt liegt ja hier auf der römischen Besiedlung mit dem Limeskastell Biriciana, der römischen Siedlung (mit Römerthermen) und dem bedeutenden „Römerschatz von Weißenburg“.
Danach traf man sich wieder im „Goldenen Adler“. Hier wurden bei Kaffee noch letzte Informationen ausgetauscht, bevor die Teilnehmer wieder abreisten.
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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