Das Familiennetzwerk des Lucas Cranach des Älteren – Seine Verwandtschaftsbeziehungen in den Oberdeutsch-Bayerischen Raum

Veranstaltungstermin: 
Donnerstag, 21. Mai 2015 - 18:00
Referent: 
Prof Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens (HDO)
Veranstalter: 
BLF-Bezirksgruppe Oberbayern

Prof Dr. Andreas Otto Weber berichtete über das Familiennetzwerk des Lucas Cranach des Älteren sowie dessen Verwandtschaftsbeziehungen in den Oberdeutsch-Bayerischen Raum:

Im späten Mittelalter haben nicht Institutionen, sondern Personen die Verwaltung in den Fürstentümern geprägt. Bürger aus vorwiegend im Handel reich gewordenen Familien übernahmen zunehmend Ämter, die ursprünglich dem Niederadel vorbehalten waren, und die sie durch ihr wirtschaftlich geschultes Denken rationalisierten und veränderten. In die Ämter, die immer mehr auch mit herrschaftlichen Kompetenzen ausgestattet wurden, waren die Bürger durch Darlehen an den Fürsten gekommen. Die Ämter dienten zur Sicherung der Darlehen. Da die Darlehen meist nicht zurückgezahlt wurden, konnten die Ämter im Laufe der Zeit auch vererbt werden. Diese bürgerliche Kaufmanns-, Unternehmer- und Amtsinhaberschicht bildete bald ein regional übergreifendes, familiär verbundenes Netzwerk mit wachsendem Einfluss.

Ein Großteil der Cranach'schen Verwandtschaft stammte aus solchen vermögenden und gebildeten städtischen Familien. Die von den Vorfahren durch Darlehen an die Fürsten erhaltenen Ämter wurden über Generationen in der Familie weitergegeben. Vielen Familien gelang im 16. und 17. Jahrhundert der Aufstieg in den Adel, so auch der Familie Cranach.

Dr. Christoph Tettelbach, Advokat und einer einflussreichen Crailsheimer Familie entstammend, war in den 1560er Jahren der führende Außenpolitiker des Ansbacher Fürstentums. Durch Heirat mit einer Tochter des Dr. Hieronimus Schlurff, die eine Cousine der zweiten Ehefrau des Lucas Cranach d. J. (1515 -1586) war, trat er in verwandtschaftliche Beziehung zur Familie Cranach. In erster Ehe war Lucas Cranach mit Barbara Brück, einer Tochter des sächsischen Kanzlers Gregor Brück verheiratet. Dr. Hieronimus Schlurff (1481-1554), ein bedeutender Wittenberger Juraprofessor, Vertrauter Martin Luthers und enger Freund Melanchthons, stammte aus einer der ältesten Patrizierfamilien von St. Gallen mit Verwandtschaftsbeziehungen zu Patrizierfamilien im Oberdeutschen Raum. Sein Bruder Augustin, Professor der Medizin in Wittenberg, heiratete eine Tochter des Gregor Lamparter (1463-1523), der württembergischer Kanzler und kaiserlicher Rat Kaiser Karl V. war.

Art der Veranstaltung: 
Vortrag, Referat
Region/zuständiger BLF-Bereich: 
BLF-Bezirksgruppe Oberbayern
Teilnehmerkreis: 
für BLF-Mitglieder; Gäste sind herzlich willkommen
Anmeldung: 
Anmeldung nicht erforderlich